Erläuterungen zu ›Kaff auch Mare Crisium‹

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Der Kommentar besitzt aktuell 432 Einträge. Die letzte Änderung erfolgte am 17. Januar 2023.

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51.34
Und schpähtn angeschtrengt : wie sich da eine Schattenhaftichkeit dauernd blitzschnell verneigte

›Vom neuen Großmystiker‹ (Dialog, Januar 1956, BA II, 1, S. 231):

Wenn May an verwickelten Traumtüren eine »dunkle Schattenhaftigkeit sich tief verneigen« läßt, so wurde aus dem so glücklich geprägten, larvenhaft=vielgliedrigen, grotesk auf ‹i› geknickten Wort, ein stümperhaft=nichtssagender ‹Schatten›.

Ähnlich auch in: ›Vom neuen Großmystiker‹ (Essay, Januar 1957, BA III, 3, S. 336), ›Abu Kital. Vom neuen Großmystiker‹ (November 1957; BA II, 2, S. 58), Brief an Roland Schmid (KMV) vom 13. Januar 1956 (BHW, S. 861), Brief an Wollschläger vom 16. März 1958 (BHW, S. 50).

51.38
vieux bagmate

Französisch/Englisch, etwa: Alte Schlampe. Partridge definiert »bagmate« in seinem ›Dictionary of Historical Slang‹ folgendermaßen (zitiert nach BB 17–18):

A Woman, esp. a middle-aged or elderly slattern (that old bag); in certain contexts, a slatterny prostitute or parttime prostitute.

53.8
»Keine Eier?!«: wie ein Schtier brüllte Dschordsch im Korridor.

Vermutlich Anspielung auf George Bernhard Shaws ›Saint Joan‹ (Hinweis von Günther Flemming):

ROBERT. No eggs! No eggs!! Thousand thunders, man, what do you mean by no eggs?

53.11
‹archly›; was durch ‹bogenförmich› wiederzugeben verfehlt wäre

Vergleiche dazu Schmidts Polemik gegen Goyerts ›Ulysses‹-Übersetzung in ›Der Bogen des Odysseus‹ (Juli 1957; BA II, 2, S. 18):

A: […] Eine Blumenverkäuferin, die den feinen Herrn becircen will, führt ihm zu diesem Zweck ihren Körper vor, bending archly – und Goyert transponiert flink »sie beugte sich bogenförmig« .....

B.: Und es müßte in Wahrheit heißen? .....

A.: Damit er ihr in den Blusenausschnitt gucken kann? : Sie bückte sich durchtrieben!

Ähnlich auch in ›Ulysses in Deutschland‹ (September 1957; BA II3, 3, S. 377); s. auch S. 60

55.39
allwo 1 frecher Geist uns, dreist, mit des leeren Fasses Klang, pro Kopf 1 Deutsche Mark abverlangte

Die Theateraufführung hat ihr Vorbild in einer Schüleraufführung im Wirtshaus Bangemann, die Schmidts am 21. Februar 1959 besuchten; gespielt wurde ›Der Schweinehirt‹ nach einem Märchen von Hans Christian Andersen. Schmidt hob den Theaterzettel auf (s. Bildbio, S. 347), dort ist als Eintrittspreis vermerkt:

Erwachsene: 0,80 DM. Wem der Preis zu hoch ist, zahlt weniger

Vgl. zudem den Brief des Mathematikers Wolfgang Bolyai an Sartorius von Waltershausen vom 13. Juli 1856 (der Brief wird auch auf S. 129 zitiert):

Von Jena ging ich nach Gottingen: wo ich den sehr gütigen Professor Seyffer besuchend Gauss zuerst sah – ich als unwissender Selbstdenker sprach dreist (mit des leeren Fasses Klang) über die Seichtigkeit der Behandlung der Gründe der Mathematik […]

Schmidts Quelle dürfte Erich Worbs, ›Carl Friedrich Gauss‹ (BVZ 963.3) sein; dort findet sich auch ein beigelegter Zettel, auf dem Schmidt notierte: »Nachtprogramm: der Briefwechsel Gauß=Bolyai«.

56.1
na, für so viel Wampum wird ja dann auch Einijes gebotn werdn müssn.

Wampum ist die Bezeichhnug für ein Zahlungsmittel nordamerikanischer Ureinwohner, bestand aus Perlen und Muscheln.

›Nebenmond und rosa Augen‹ (September 1959; BA I, 4, S. 139):

‹much wampum for little word›

›Windmühlen‹ (August 1960; BA I, 3, S. 283):

viel zu sehen für wenig Wampum.

»Wampum« oder »Wampun« taucht auch bei May gelegentlich auf, etwa in ›Old Firehand‹, ›Winnetou II‹, ›Satan und Ischariot II‹, ›Old Surehand I‹, ›Old Surehand III‹ und ›Der Schatz im Silbersee‹. Hier bezeichnet es ein Erkennungszeichen, das als heilig angesehen wird.

56.19
mit völlich verglaubtn Gesichtern

Günther Flemming weist auf ein Zitat aus Leopod Schefers ›Göttliche Komödie in Rom‹ hin:

Die junge Welt verliebt sich – die alte Welt hat sich verglaubt

Vgl. auch Leopold Schäfers ›Die Sibylle von Mantua‹:

»So hör’ ich Dich gern, mein Sohn,« sagte der Vater. »Es ist richtig, gerade aus der größten Verwirrung kommt Klarheit. Wie man sich verlieben kann, so kann man sich auch verglauben. Und die Welt hat sich bisher verglaubt; – nun wird sie sich dem Kaiser zu Liebe verlieben in Ritter und Sänger.«

56.31
Das Gesicht seidenweiß & schtarr, Aghaid sneachda, halb Schnee halb Mond.

In James Macphersons ›Ossian‹ heißt eine Königstochter Agandecca, deren Name sich vom gälischen »Aghaid sneachda« (Gesicht des Schnees, schneeweißes Gesicht) herleiten soll.

57.19
»[…] Und den Korkn=hintn etwas fester schteckn!« fügte ich ärgerlich hinzu; denn meinem Herrn Nachbarn flog er eebm, mit gut hörbarem POPP, heraus.

›Der Triton mit dem Sonnenschirm‹ (BA II, 3, S. 59):

Seite 310, unten, [von ›Finnegans Wake‹] finden Sie die Fortführung der Beschreibung: wie der Held, allein gelassen, mit einem gut=hörbaren ‹Popp› den Stopfen aus ‹Lough Neagh› zieht

57.25
As no man can draw in his breath at once, and force air out beneath.

Zitat aus Samuel Butlers satirischem Epos ›Hudibras‹ (zwischen 1660 und 1680 geschrieben; Zeile 313-316)

Have you not power to entertain,
And render love for love again;
As no man can draw in his breath
At once, and force out air beneath?

57.26
Die gelbe, langhändije Betze neben ihm grüßte seine Leistunk anerkennend mit Zähnn.

Pierer:

Betze, der weibliche Hund, Fuchs, Wolf etc.

58.29
‹Erster Akt: 1 Zimmer›

Bei dem Theaterstück, das die Schulkinder aufführen, handelt es sich um die einaktige Posse ›Der Komet‹ von August Wilhelm Iffland. – Am 21. Februar 1959 besuchten Arno und Alice Schmidt in Bargfeld die Schulaufführung von ›Der Schweinehirt‹ nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Schmidt hob den Theaterzettel auf (vgl. Bildbiographie, S. 347).

58.39
‹Als Lampe 1 Zinnbecher voll Seehunztran, in dem brennendes Moos schwimmt›: wo hatte ich das ma gelesn?

Anspielung auf George Kennans ›Zeltleben in Sibirien‹ (Reclam, Leipzig o.J., S. 134):

… werden die Zelte in kleine dichte Zellen, »Pologs« genannt, abgeteilt […]. Sie werden aus den schweren Pelzen hergestellt und durch brennendes Moos, das in einem mit Seehundsthran gefüllten Gefäß schwimmt, beleuchtet und erwärmt.

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